Allgemeines zum “Roten Knoten”

Frauen und Mädchen im autistischen Spektrum weisen oftmals einige Besonderheiten auf, die sich u.a. auf folgende Weise oder in folgenden Bereichen zeigen können:

  • Anforderungen und Erwartungen an soziale Kompetenzen sind bei weiblichen Betroffenen höher als bei männlichen
  • Erwachsene Frauen im Spektrum sind Meisterinnen der Anpassung und Tarnung. Um im Alltag zu bestehen, entwickeln sie differenzierte Strategien
  • Sie leben meistens eher unauffällig, da sie seltener als männliche Autisten zu körperlich aggressivem Verhalten neigen, sondern sich eher zurückziehen
  • Stereotype Verhaltensweisen wie beispielsweise Schaukeln, sich um die eigene Achse drehen, Dinge aufräumen, sortieren und arrangieren werden als typisch weiblich interpretiert
  • Klassische Symptome, die auf Autismus hindeuten, treten oft weniger wahrnehmbar auf => daher sind sie meist schwerer zu diagnostizieren, so dass die Diagnosestellung oft erst im fortgeschrittenen Alter erfolgt => Fördermöglichkeiten bleiben häufig aus
  • Viele leben in Partnerschaften und/oder haben Kinder
  • Es gelingt ihnen manchmal besser als männlichen Autisten, Mimik und Gestik zu verstehen und anzuwenden oder ihre eigenen Gefühle zu äußern (all dies erfolgt kognitiv, nicht intuitiv!)

Als Angebot für Betroffene, die sich gerne dies- und jenseits von Rollenklischees zur Thematik des weiblichen Autismus-Spektrums austauschen möchten, haben sich die Selbsthilfegruppen des Roten Knotens gebildet. Sie bieten eine Möglichkeit, den weiblichen Autismus zu (er-)leben und zu betrachten, z.B. in Bezug auf die Themen Beruf, Freizeit, Partnerschaft und Sexualität sowie individuelle Fähigkeiten und Talente. Gemeinsam sind die Teilnehmenden aktiv, führen eine rege Kommunikation miteinander, sind kreativ und lachen viel zusammen. Eigene Ideen und (Spezial-)Interessen können gerne in die Gruppe eingebracht werden. Jede Frau im autistischen Spektrum, die sich angesprochen fühlt, ist herzlich willkommen uns kennenzulernen – egal ob diagnostiziert oder nicht.

In der Entstehung gehen die Gruppen des “Roten Knotens” dabei ursprünglich auf ein erstes Gründungstreffen aus dem Jahr 2014 zurück. Der Name “Roter Knoten”, der in diesem Zusammenhang aufkam, bezieht sich dabei auf den sprichwörtlichen „Roten Faden“, der innerhalb einer Kommunikation leicht in Vergessenheit geraten kann. Wenn neben einem Gedankenstrang neue hinzukommen, Schleifen und Kurven entstehen, die andere Perspektiven und neue Gesichtspunkte eröffnen, kann sich der „Rote Faden“ leicht zu einem „Roten Knoten“ entwickeln oder auch verwickeln. Bemerkenswert ist hierbei nicht nur, wie gut diese rein interautistische Kommunikation funktioniert, sondern auch, was sie zeigt, beinhaltet und hervorbringen kann. Auf diese Weise können z.B. assoziatives Denken, individuelle Interessengebiete und besondere Fähigkeiten sichtbar werden, die viele Frauen im Autistischen Spektrum teilen.

Die Original-Gruppe wurde 2024 geschlossen, aktuell bestehen die Gruppe „Der Rote Knoten‒Müttergruppe“ und die Gruppe „Der Rote Knoten‒online“.

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