Das Projekt AIRA („Artificial Intelligence and the Rights of Autistic People“) ist eine Initiative des European Council of Autistic People (EUCAP), die sich mit den Auswirkungen künstlicher Intelligenz (KI) auf autistische Menschen und deren Gemeinschaft auseinandersetzt. Ziel des Projekts ist es, sicherzustellen, dass die Perspektiven autistischer Menschen in der Entwicklung und Nutzung neuer Technologien berücksichtigt werden. Dabei wird ein menschenrechtlicher und ethischer Ansatz verfolgt.
Forschung und erste Ergebnisse
Die erste Phase des Projekts bestand in einer umfassenden Analyse der bestehenden wissenschaftlichen Literatur. Ein internationales Team aus drei autistischen Forschenden – Khiah Strachan (Schottland), Dr. Imke Heuer (Deutschland) und Kat Van der Poorten (Belgien) – identifizierte dabei über tausend Artikel, die in den letzten acht Jahren veröffentlicht wurden. Die Analyse zeigte jedoch, dass nur wenige Studien partizipative Ansätze verfolgen, die autistische Menschen direkt einbinden.
Khiah Strachan, Teil der Projektleitung, sagt dazu: „Wenn KI für autistische Menschen entwickelt wird, sollten wir selbst einbezogen werden, um ethische und effektive Lösungen zu gewährleisten.“
Der nächste Schritt: Eine europaweite Umfrage
Im Sommer 2024 wird eine mehrsprachige Umfrage gestartet, um die Ansichten autistischer Menschen zur Nutzung und zu den ethischen Implikationen von KI zu erheben. Die Umfrage zielt darauf ab, sowohl Wissen über KI als auch Einschätzungen zu deren Risiken und Nutzen zu erfassen. Dr. Imke Heuer, Mitglied von autSocial e.V. und Teil der Projektleitung, erklärt dazu: „Die Umfrage soll herausfinden, welches Wissen autistische Menschen über Künstliche Intelligenz haben, welche Ansichten sie zu den potenziellen Gefahren und Vorteilen der Nutzung von KI vertreten und welche Haltung sie zu deren Einsatz und ethischen Implikationen einnehmen.“
Darüber hinaus sollen die Ergebnisse dazu beitragen, konkrete Handlungsempfehlungen zu entwickeln. Ziel ist es, autistische Organisationen bei der Führung von Advocacy-Kampagnen zu unterstützen und sie zu befähigen, Einfluss auf Gesetzgebung, Forschung und den praktischen Einsatz von KI zu nehmen.
Perspektiven für die Zukunft
Die abschließende Phase des Projekts, die bis Ende 2024 abgeschlossen sein soll, wird die gewonnenen Erkenntnisse nutzen, um die Kapazitäten autistischer Organisationen in Europa zu stärken. Dies umfasst Schulungen und die Entwicklung von Materialien, die es diesen Organisationen ermöglichen, als kompetente Ansprechpartner für Politik, Forschung und Industrie zu agieren.
Heta Pukki, Präsidentin von EUCAP, hebt hervor: „Unser Ziel ist es, autistische Menschen als Führungskräfte, Verbraucher:innen, Expert:innen und Anwender:innen in den Diskurs einzubinden. Gleichzeitig wollen wir sicherstellen, dass KI-Anwendungen, die für uns von hohem Nutzen sein können, etwa im Bereich der Barrierefreiheit oder Gesundheitsversorgung, vermehrt entwickelt werden.“
Die Rolle von autSocial e.V.
Der Verein autSocial e.V. ist ein aktiver Partner des Projekts AIRA. Dr. Imke Heuer vertritt autSocial e.V. im Vorstand von EUCAP und bringt ihr Fachwissen sowie ihre Erfahrungen aus der autistischen Selbstvertretung ein. Als Teil der Projektleitung trägt sie maßgeblich zur Entwicklung der Umfrage sowie zur strategischen Ausrichtung des Projekts bei. Zudem wird autSocial e.V. die Ergebnisse des Projekts in Deutschland verbreiten und die gewonnenen Erkenntnisse in die Arbeit des Vereins integrieren, um die Rechte und Bedürfnisse autistischer Menschen in der Gesellschaft stärker zu vertreten.